Sonntag, 4. Mai 2014

Alles Werbung oder was?

Hallo zusammen,

in meinem letzten Post habe ich ja schon angedeutet, dass ich mit der Bloggerwelt bzw. YouTube derzeit ein gespaltenes Verhältnis pflege, was unter anderem dazu führt, dass ich auch zu meinem eigenen Blog ein zwiespältiges Verhältnis habe. Aber eins nach dem anderen...

Einige von euch wissen, dass ich Wirtschaftskommunikation studiere. Wahrscheinlich weiß aber niemand, was das eigentlich ist. Tatsächlich ist das die meistgestellte Frage an uns Kommunikationswirte. Nunja, gute Kommunikationswirte würden vermutlich sagen, dass wir sowas wie Dolmetscher sind. Wir sorgen dafür, dass das, was Unternehmen sagen wollen auch so bei euch ankommt wie es gemeint ist und nicht irgendwie anders. Wir sorgen für Klarheit und Räumen Missverständnisse aus dem Weg. Wir sind sozusagen die Stimme der Unternehmen. Einige von euch kennen vielleicht den Satz: "Man kann nicht nicht kommunizieren" Dieses Zitat von Watzlawick ist im Grunde oberste Prämisse für alle, die in der Kommunikationsbranche arbeiten. Es geht also nicht darum, ob man kommunizieren will, sondern nur darum, ob man die eigenen Ziele mit der Art und Weise wie man kommuniziert erreicht. Das klingt gerade vielleicht völlig banal und für diejenigen, die sich bisher nie bewusst damit befasst haben, auch abstrakt. Immerhin bleibt die Frage, womit jemand wie ich nach dem Studium Geld verdient. Immerhin kommuniziert doch jeder ununterbrochen. Dafür braucht man doch kein Studium. Und was hat das alles mit YouTubern und Bloggern zu tun?

Blogger und YouTuber sind meist Personen, die irgendwann mal aus Spaß an der Laune angefangen haben ihre Erfahrungen zu bestimmten Themen (hier ist es Beauty) öffentlich mitzuteilen. Dahinter stand meist kein weiterer Gedanke außer vielleicht ein gewisses Mitteilungsbedürfnis. Ich z.B. wollte mir meinen Frust, der sich auf der Suche nach geeigneter Pflege anstaute, von der Seele schreiben und anderen die schlechten Erfahrungen, die ich selbst mit bestimmten Produkten gemacht hatte, ersparen. Und damit hatte es sich auch schon. Mit der Zeit stellt man fest, dass es irgendwo da draußen in der Welt noch mehr Menschen gibt, die sich für die gleichen Themen interessieren und denen es auf unerklärliche Weise wichtig zu sein scheint, was man zu sagen hat. Plötzlich hat man einen Einfluss darauf, was andere (einem selbst völlig unbekannte) Menschen über bestimmte Dinge/Produkte denken. Man gilt als Expertin und wird um Rat gefragt. Nach einer Weile bemerken das auch Unternehmen und möchten mit einem kooperieren. Manchmal wollen sie einem nur kostenlos Produkte zur Verfügung stellen, in der Hoffnung, man möge sie für gut befinden und entsprechendes auf dem Blog dazu schreiben. Manche wollen aber auch nur verlinkt werden oder gar Gastbeiträge am besten ungekennzeichnet platzieren. Und spätestens das ist der Punkt an dem es kritisch wird. Denn hier müssen sich alle, die solche Anfragen bekommen, fragen, wem soetwas nützt und ob man das unterstützen möchte.

Alle, die wir öffentlich unsere Meinungen über Produkte welcher Art auch immer teilen, sollten uns bewusst darüber sein, was das in denen auslöst, die diese Meinung lesen oder hören. Wir alle kennen das Gefühl des "angefixtseins". Wir alle kaufen uns ständig Dinge, die wir eigentlich nicht brauchen, die wir aber unbedingt haben wollen weil X es empfohlen hat. Vielleicht hat mich X Meinung noch kalt gelassen, aber spätestens wenn Y und Z auch auf dieses Produkt schwören, muss ich es wohl auch haben. Dabei spielt es kaum eine Rolle, ob X, Y und Z sich dieses Produkt selbst gekauft oder zur Verfügung gestellt bekommen haben. Am Ende profitiert das Unternehmen, das dieses Produkt vertreibt und nicht selten auch die Blogger und YouTuber, die es empfohlen haben. Ja viele von ihnen können von den Einnahmen, die sie durch Klicks, Werbung und Kooperationen erwirtschaften, leben. Manche von ihnen sogar ziemlich gut. Daran ist auch nichts grundsätzlich auszusetzen. Immerhin steckt in so einem Blog oder Kanal auch sehr viel Arbeit. Das Veröffentlichen täglicher Beiträge wäre gar nicht möglich, wenn man nebenher noch einem Vollzeitjob nachgehen müsste. Was ich allerdings schwierig finde ist, dass ihnen selbst und/oder den Lesern/Zuschauern nicht bewusst ist, wie sie manipuliert werden.

Ein Beispiel:

Eine YouTuberin dreht ein "Get ready with me". Das Video ist mit Musik unterlegt, sie selbst redet nicht. Man sieht ihr nur zu, wie sie sich schminkt und anzieht. Die verwendeten Produkte findet man in der Infobox. Produkte, die kostenlos zur Verfügung gestellt wurden, sind mit einem Sternchen gekennzeichnet. Mit keiner Silbe wird eine Meinung zu einem der verwendeten Produkte geäußert. Über 500.000 Menschen haben den Kanal dieser YouTuberin abonniert. Das Video wird von sagen wir 100.000 Menschen gesehen. Man sollte sich die Frage stellen: Macht es für mich einen Unterschied ob die YouTuberin das Produkt selbst gekauft oder zugeschickt bekommen hat? Suggeriert sie mit der Nutzung vielleicht eine gewisse Meinung, auch wenn sie sie nicht ausspricht? 


Blogger wie YouTuber betonen immerwieder, dass ihre Meinung nicht gekauft wurde und dass sie stets ihre persönliche Meinung äußern. Das glaube ich ihnen sogar. Aber was ist mit dem eben beispielhaft genannten Video? Es wurde keine Meinung geäußert...
Selbst wenn gesponserte Produkte gekennzeichnet wurden, sagt das noch nichts über die Art der Kooperation aus. Wurde das Produkt tatsächlich ganz unverbindlich zugeschickt oder gab es Geld dafür, dass es in einem Video zu sehen ist (und sei es nur im Hintergrund). Und wenn doch eine Meinung dazu geäußert wurde, wurde vielleicht vereinbart, dass diese nur veröffentlicht wird, wenn sie positiv ausfällt?

Es gibt einen Grund, warum Produktplatzierung (und nichts anderes ist dieses Video) deutlich gekennzeichnet werden muss!

In jedem Fall wäre es keine Lüge zu behaupten, die Meinung sei nicht gekauft gewesen. Es wäre aber nur ein Teil der Wahrheit. Der Teil, den die Unternehmen euch sehen lassen wollen. Wo wir wieder beim Anfang der Geschichte wären. Denn das wäre der Part, den Kommunikationswirte übernehmen. Sie filtern für euch die Wahrheit. Sie zeigen euch das, was ihr zugunsten des Unternehmens, das sie vertreten, sehen sollt.

Warum ich ausgerechnet jetzt solch einen Artikel veröffentliche? Vielleicht haben es einige von euch mitbekommen. Diverse Medien thematisierten kürzlich verbotene Produktplatzierungen auf YouTube und nannten Y-Titty und Daaruum als Beispiele dafür. Diese thematisierten dies wiederum in ihren Videos. Sie fühlen sich zu unrecht beschuldigt. Ob verboten oder nicht, möchte ich an dieser Stelle nicht beurteilen. Ich denke jedoch, dass es wichtig ist, dass wir uns als Multiplikatoren (Blogger/YouTuber) und Konsumenten versuchen bewusst zu machen wie manipulierbar wir sind und uns vor dem nächsten Kauf selbst fragen, wem dieser Kauf eigentlich nützt. Bringt mich dieses Produkt meinem persönlichen Ziel, welches auch immer das sein mag, wirklich näher oder hilft es schlussendlich nur anderen noch mehr Geld zu verdienen?

Diese Frage stelle ich mir in letzter Zeit auch gehäuft, was dazu führt das ich 1. seltener Kosmetik kaufe und 2. seltener darüber schreibe. Trotzdem habe ich Lust weiter zu bloggen. Ich weiß nur nicht, wie, wann und worüber genau. Womit ich wieder am Anfang dieses Blogposts wäre. Vielleicht habt ihr ja eine Meinung zu dem Thema und möchtet sie in den Kommentaren kundtun. Ich nehme auch gern Anregungen zu künftigen Blogposts entgegen. Was würdet ihr hier gern in Zukunft lesen? Weiterhin Reviews und Produktvergleiche oder mal was ganz anderes?

In jedem Fall gilt euch an dieser Stelle mein herzlichster Dank all jenen, die bis hierhin gelesen haben. Ich hoffe, ich hab euch nicht zu sehr gelangweilt :)

Bis bald,
Eure Sicca

1 Kommentar:

  1. Ich sehe das ähnlich wie Du. Inzwischen hat sich viel getan bei der Kennzeichnung auf YT aber auch in den Blogs. Trotzdem ist es immer noch schwer wegen den entsprechenden Unterstellungen der Käuflichkeit von Bloggern hier ernsthaft das Gegenteil zu versuchen. Die einen die es nicht kennzeichnen unterstellt man mangelnde Transparenz (ganz davon ab das dies nicht rechtlich ist) und denen die es kennzeichnen unterstellt man das sie nur aufs Geld aus sind und es keine ehrliche Meinung dazu mehr geben kann wenn Geld geflossen ist.

    Es gibt natürlich auch viele schwarze Schafe die Geld annehmen, nichts kennzeichnen und dann auch kein Problem damit habem nur positives zu berichten. Leider wird es die immer geben. Als ernsthafter Blogger kann man nur versuchen alles so offen wie möglich zu halten.

    Ich mache keinen Hehl daraus das ich auch ab und zu einen Sponsored Post im Blog habe. Damit decke ich einfach einen Teil der Blogkosten. Das ist dann aber auch nicht täglich und vor allem sind das auch nur Dinge über die ich auch etwas zu sagen habe. Ich schreibe also nicht als Lifesstyleblog über Versicherungen oder Pokerrunden - das würde a) nicht zum Blog passen und b) würde sich dann jeder meiner Leser fragen: "Hä? was soll das denn?" Also man muss da schon sehr gut auswählen und es muss immer passen und auch inhaltlich ansprechend sein. Vielleicht fällt es anderen schwer alles abzulehnen aber ich finde als ernsthafter Blogger ist man das seinen Lesern absolut schuldig hier mit Vernunft zu handeln.

    Wenn das so ist, es zudem gekennzeichnet ist und ich von dem Blogger weiß das solche Postings bei ihm nicht die Regel sind dann kann ich damit gut leben. Ausserdem hatte ich auch schon oft gesponsorte Artikel die enorm interessant geschrieben waren. Auch da steckt ja Persönlichkeit drin.

    Lange Rede kurzer Sinn: Ich habe nichts gegen Blogger die mit Ihrem Blog Geld verdienen solange das nicht auf Kosten der Qualität des Blogs geht und solange es nicht Überhand nimmt. Ich gestehe das auch gerne jedem zu, der einen Blog zu finanzieren hat. Und selbst die die von Ihrem Blog leben können - das ist ok. Ich sehe die Arbeit die hinter einem Blog steckt, ich sehe die Zeit das kann und sollte dann ja auch irgendwie vergütet sein. Und auch in dieser Situation merkt man als Leser wer nur des Geldes wegen bloggt.

    Solange ich als Leser meinen Mehrwert bekomme und der Blogger ehrlich ist (das bekommt man als Stammleser eh recht schnell mit wenn nur gefaselt wird,,) ist alles gut :)

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